Heimweh

Ich wusste, dass das überschäumende Glücksgefühl irgendwann nachlässt. Wäre auch seltsam wenn nicht.

Das Leben verläuft schließlich in Wellen.

Schon beim Aufwachen saß mir ein undefinierbarer Kloß im Hals. Vielleicht hatte es etwas mit der Nachrichtenbombardierung des Coronavirus' zu tun?!

Egal, wo ich hingehe, überall werde ichmit panikmachenden Informationen überschüttet.

Das Fernsehgerät an der Wand in meiner Lieblings-Frühstücksbar zeigt schreckgeweitete Pupillen oder eine heftige Gestik , die jeglicher Erklärung entbehrt.

Covid 19 hat uns in seiner Gewalt.

Covid...

hört sich an, wie ein innovativer Vorname für eine kommende androgyne Generation.

Ich kaue auf meinem Croissant herum, dass mir heute nicht schmecken will, während meine Augen sich am Bildschirm festsaugen. 

Ich kann nicht anders.

'Koryphäen' aus sämtlichen Regionen Italiens geben dort ihr geballtes  Wissen zum besten, während eine Moderatiorin mit perfekt sitzender Welle ihren Kugelschreiber massiert.

Auch der Kaffee schmeckt mir nicht.

Ich halte es nicht mehr aus und dränge meinen Mann zum Gehen. Wir müssen Besorgungen machen.

 

Meine Laune wird nicht besser als mich ein schnöseliger Apotheker zur Weißglut bringt, während zeitgleich mein relativ umfangreicher Wortschatz, auf ein Minimum zusammenschrumpft.

Wäre mir eine ähnliche Situation in Deutschland passiert, hätte ich ihm auf kultivierte Weise zu erkennen geben können, dass er ein Depp ist. 

Ein Hoch auf meine Muttersprache.

Jetzt fallen mir nur unflätige, italienische Schimpfwörter ein, also halte ich besser den Mund. Ich spüre wie meine Zunge dabei heißen Schaum schlägt.

M. springt mir hilfreich zur Seite und befreit mich aus meiner Starre, indem er diesem Schnösel hinter seiner Theke wunderbar klar und freundlich eine Etikette erklärt, die über sämtliche Grenzen hinaus, verstanden wird.

 

Als kurze Zeit später unsere beiden Katzen, die wir im Auto zum Tierarzt bringen, aus sämtlichen Öffnungen ihr Inneres entleeren, ist das Maß voll.

Eine halbe Stunde muss ich ausharren, bis wir zuhause ankommen und ich mich winselnd in meinem Zimmer verkriechen kann.
Der 'self pity-virus' hat mich fest im Griff.

Der herrliche Panaromablick aus meinem Fenster ist mir dabei sowas von wurscht.

Ich habe Heimweh...

nach einem unverschämten Apother,

dem ich mit einem Lächeln im Gesicht,

auf kultivierte Art und Weise mitteilen kann, dass er

ein Depp ist.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Ulrike (Freitag, 28 Februar 2020 07:57)

    Del tutto normale, una fase sola, tieni duro! Bei uns kalt, nass, grau. Un grande abbraccio �