Manuela Dal Poggetto
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23. Mai 2025

Die Kunst des Schweigens

 „Die Meisten leben in den Ruinen ihrer Gewohnheiten.“

 

Jean Cocteau (Dichter)

 

In herausfordernden Momenten unseres Lebens greifen wir oft zu sinnfreien Wortpassagen – dabei wäre es manchmal klüger, einfach zu schweigen.

 „… aber gestern hat er doch noch gelebt…“

ist einer dieser Sätze, die wir häufig von uns geben, wenn wir vom Tod eines Menschen erfahren, mit dem wir kurz vor seinem Ableben noch Kontakt hatten.

Man könnte sagen, dass diese Reaktion so etwas wie eine emotionale Notwehr ist, ein Ausdruck unserer Ratlosigkeit, der zwar Trost spenden soll, doch seiner eigenen Sinnlosigkeit nicht entkommt. 

Mit dem Verstand wissen wir genau, dass der Tod uns weder informiert, noch um Erlaubnis fragt, bevor er einen von uns in seine Arme schließt.

 

Was wäre, wenn wir herausfordernden Situationen mit Stille begegnen würden.

Warum macht es oft den Eindruck als würde etwas fehlen, wenn wir Aussagen nicht sofort kommentieren.

Dabei hat uns das Gegenüber vielleicht nicht einmal nach unserer Meinung gefragt.

 

Selbst Radio und Fernseher müssen herhalten, um die drückende Stille zu übertönen. Dabei ist fraglich ob die Medien wirklich ständig mit fesselnden Inhalten aufwarten. Vielmehr scheint es uns vor allem um die bloße Geräuschkulisse im Hintergrund zu gehen.

 

Stille scheint uns in einer diffusen Form zu ängstigen.

Warum?

Sie konfrontiert uns mit der Leere.

 

Was aber wenn Stille nicht die Abwesenheit von etwas ist, sondern eine Form von Präsenz.

Eine Präsenz, die Trost spenden kann einfach dadurch, dass sie den Gefühlen und Emotionen einen Raum gibt, in dem sie sich entfalten können.

Und wenn wir bei der Todesnachricht bleiben, wissen wir durch unsere Erfahrungen, dass Schmerz weder besiegt noch verdrängt werden kann.

Er fordert genau diesen Raum, weil nur das bewusste Erleben erreicht, dass dieser Schmerz sich wandeln kann - ohne Ablenkung, ohne leere Wortspiele.  

 

Vielleicht habt ihr schon einmal folgenden Moment erlebt:

Ihr sitzt an einem Ort, irgendwo allein, alles ist ruhig, niemand stört euch, ihr wisst nicht einmal mehr, was ihr gedacht habt und auf einmal, ohne jede Vorwarnung, strömen Tränen.

Ihr seid überrascht, denn es scheint nichts vorrätig, wer oder was diese Reaktion ausgelöst hat.

Und doch ist sie da.

Solche Momente sind kostbar.

Wir sollten sie nicht verscheuchen wie eine lästige Fliege, denn

in der Stille haben wir die Möglichkeit uns zu „entladen."

Das Schöne dabei ist, wir brauchen nur ein bisschen Mut es geschehen zu lassen.

Dabei geht es nicht um das Aushalten, um des Aushaltens willen, sondern darum, dem was gerade ist zu begegnen.

 

Mein nächster Artikel wird am 01.06.2025 erscheinen!

 

 

 

 

 

 

  

 

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Cristina Bhoyroo (Freitag, 23 Mai 2025 10:15)

    ….schoen und eindrucksvoll geschrieben …man findet sich selbst ❤️

  • #2

    Odette (Freitag, 23 Mai 2025 12:14)

    Sehr schön❤️

  • #3

    Mama. (Samstag, 31 Mai 2025 11:26)

    Sehr schön und eindrucksvoll geschrieben. �

  • #4

    Linda (Dienstag, 10 Juni 2025 11:27)

    Ich liebe die Stille, man fühlt sein Innerstes, ohne Störung. Manchmal muss man es aushalten können.

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