Als ich heute morgen beim Bäcker meine Focaccia kaufen will, stehen draußen vor der Tür etwa zehn Leute.
Es darf nur jeweils einer eintreten. Die Eingangstür zur Bäckerei steht offen. Ich kann nicht sehen, ob die junge Bäckerin so freundlich lächelt wie immer. Sie
trägt einen Mundschutz, der ihr halbes Gesicht verdeckt.
Die Menschen draußen halten Abstand voneinander. Trotzdem werden Späße gemacht (Gott sei Dank) Einer sagt, ich könnte mein Brot auch mit Megaphon bestellen und ein anderer, der offensichtlich den zweiten Weltkrieg miterlebt hat witzelt, dass die Situation mit Covid schlimmer sei als der Krieg , denn da hätte man die Bomben wenigstens sehen und in Deckung gehen können. (ich muss gestehen ich mag makabre Witze)
Als ich eintrete und meine geliebte Focaccia kaufe, sagt mir die Verkäuferin, dass es ihr vorkomme, als würde sie in einem Science-Fiction-Film
mitspielen.
Ich kann sie verstehen.
Als ich vor gut sechs Wochen hierher ausgewandert bin, habe ich nicht damit gerechnet, dass meine Freiheit derart eingeschränkt wird.
Interessante Erfahrung, hätte ich mir aber gern erspart.
Das Leben stimmt halt meist mit der Vorstellung nicht überein.
Als ich auf der Piazza meinen Cappuccino trinke, erfahre ich von der Cafebesitzerin, dass die Restaurants ab achtzehn Uhr ihren Betrieb, wegen des
Coronavirus', einstellen müssen.
Ich frage mich, ob dieser Virus wohl nachtaktiv ist? Dann verstehe ich natürlich, dass er tagsüber eine Pause braucht. Auch die' Covids' dieser Welt brauchen ihren Schönheitsschlaf.
Ich laufe ich an einer kleinen Bar vorbei, wo mir der Besitzer, eine eindrucksvolle Persönlichkeit von achzig Jahen erzählt, dass er die Hälfte seiner Milch entsorgen muss, weil das Datum abgelaufen ist.
Seit Tagen hat er kaum noch Gäste.
Und in der kleinen Salumeria, in der ich für das Mittagessen noch schnell ein Stück Parmesan kaufen will, stejt vor mir eine alte Dame mit Mundschutz und blauen
Gummihandschuhen, die schnell ihre Ware entgegen nimmt. Als sie aus dem Laden huscht, ist sie ängstlich darauf bedacht genügend Abstand, zu mir, zu halten.
Ich kann nur das berichten, was ich selbst beobachte oder erlebe. Und das, was ich beobachte ist, dass die Leute wirklich Angst haben.
Das respektiere ich vollkommen, auch wenn ich persönlich die Angst vor diesem Virus nicht habe.
Was ich nicht respektiere, ist die Schar von Social-Media-Nutzern die, nachdem sie soviel Clopapier gehortet haben, dass sie ihren Hintern ruhigen Gewissens den ganzen Tag vor ihrem Laptop plazieren können, panikmachende Fotos verbreiten.
In meiner Welt ist das fahrlässig. Die Menschen sind verunsichert genug.
Man kann seine, wie auch immer gearteten Gedanken mit der Familie, seinen Freunden oder mit dem Haustier teilen und wer das alles nicht hat, der gehe bitte zum Friseur.
Angst macht eng und raubt uns den Verstand.
Dabei ist es egal, ob es die Angst vor einem Virus, oder die Angst, vor der Ignoranz im Umgang damit ist.
Was kann ich tun?
Das, was meine Uroma mir schon vor fünfzig Jahren gesagt hat, vor dem Essen Hände waschen, nicht in der Nase bohren und beim Gehen die Brust 'rausstrecken.
Okay letzteres hilft nicht bei 'Covid', aber wenn wir schon dabei sind...
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Malou (Donnerstag, 12 März 2020)
Absolut richtig! Interessante Beobachtungen, wenn auch witzig zu lesen, recht traurig...