Ich erinnere mich an einen Moment, als ich vor einigen Jahren in Nicaragua war.
An einem sonnigen Morgen sah ich einen Jungen von fünf oder sechs Jahren auf einem Pferd ohne Sattel die Straße entlangreiten. Sein schmaler Körper war auf den Rücken des Pferdes gepresst und die kleinen, schmutzigen Füße hingen lose an den Seiten herunter. Ich war fasziniert von dem Anblick des Kindes, aus dessen schwarze Augen zehntausend kleine Sonnen blitzen.
Der Kleine schien entrückt und gleichzeitig vollkommen da zu sein.
Freude pur.
Ich bin gerade auf die nonverbale Kommunikation der Augen angewiesen, denn hier in Bolsena tragen die Menschen ihren Mundschutz, bis auf wenige Ausnahmen überall.
Auch wenn ich sie länger beobachte, kann ich an ihren Augen kaum eine Gemütsregung erkennen.
Warum?
Hat der 'AugenBlick' zwischen uns an Lebendigkeit verloren?
Ist das dem Umstand geschuldet, dass die Menschen einen Mundschutz tragen, oder sind unsere 'AugenBlicke' schon längere Zeit irgendwie.... gleichgültig.
'Gleich gültig' , ein Begriff, der eher negativ besetzt ist.
Könnte dieses Wort auch bedeuten, dass alles gleich gilt?
Dass alles was ist, seine Berechtigung hat?
Warum muss ich wissen, wie die Befindlichkeit des anderen hinter dem Mundschutz aussieht.
Suche ich Verbündete? Will ich mir ein Urteil bilden, um den anderen möglichst schnell einordnen zu können.
Was ist mein Antrieb?
Mitgefühl?
Neugierde?
Vielleicht muss ich gar nichts wissen.
Wichtig ist doch, dass ich ganz bei mir bin.
Schwer genug!
Aber so habe ich wenigestens eine Chance, auch meinem Gegenüber ein bisschen näher sein.
Schönes, 'leben' euch allen!
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Malou (Sonntag, 07 Juni 2020 14:03)
Sehr schön!!!